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  • AutorenbildEva

Einmal einen Salto in 4000 m Höhe

... UND NACHTS ÜBERFÄLLT MICH DIE ANGST


Nach meinem ersten FALLSCHIRM-TANDEMSPRUNG im Mai 2013 war ich Feuer und Flamme und wollte unbedingt einmal alleine aus einem Flugzeug springen und einen SALTO während dem FREIEN FALL machen.


Also meldete ich mich für eine FALLSCHIRMAUSBILDUNG im Herbst 2013 auf SARDINIEN an. 10 Tage auf einem zwischen Weinstöcken abgelegen kleinen privaten Flugplatz unter weiteren ADRENALIN-JUNKIES. Geschlafen wurde in Containern mit klapprigen Hochbetten OHNE JEGLICHEN KOMFORT.


Innerhalb von 10 Tagen konnte man hier seine 25 SPRÜNGE absolvieren und die THEORIE- und PRAXISPRÜFUNG ablegen. Voller Vorfreude und natürlich auch etwas aufgeregt reiste ich an. Direkt am ersten Sprungtag machte ich 3 Sprünge.

Gleichzeitig während dem FREIEN FALL die Körperspannung zu halten um ruhig und stabil in der Luft zu liegen, den Höhenmesser im Auge zu behalten und die vorgegebenen Aufgaben erfolgreich zu absolvieren FIEL MIR ECHT SCHWER.

Aufgaben waren z.B. 3 x zum Griff, der den Fallschirm öffnet, zu greifen, eine halbe Drehung nach links zu machen oder sich auf den Sprunglehrer zuzubewegen.

MEIN SPRUNGLEHRER WAR nach dem ersten und zweiten Sprung NICHT ZUFRIEDEN UND ÄUSSERTE ZWEIFEL, ob ich bereits nach 7 Sprüngen alleine ohne Trainer springen darf. Das machte mich unsicher und ICH STIEG SCHON MIT EINEM SCHLECHTEN GEFÜHL IN DEN FLIEGER. Ich war total angespannt was dazu führte, dass ich die Aufgaben wieder nicht korrekt ausführte.


GANZ SCHÖN ENG HIER ERSTER SPRUNG MACHT SPASS RUCK NACH DEM ÖFFNEN


Obwohl meine Körperspannung zu wünschen übrig ließ und ich zwischendurch WILD VOM WIND HIN UND HER GEWIRBELT wurde, hatte ich dennoch das GEFÜHL ALLES UNTER KONTROLLE ZU HABEN. Sprich den Fallschirm bei ca. 2000m ziehen zu können, den Landeplatz ausfindig zu machen und mit Ansage des Ausbildungsleiters durch das Funkgerät auch sicher auf meinen Füßen zu landen.

GLÜCKLICH FIEL ICH ABENDS IN MEIN BETT.


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ERKENNTNIS TAG 1

Nach der Landung war da nicht der extreme Adrenalinkick wie beim Tandemsprung.

Es war eher ein GEÜHL DER ERLEICHTERUNG HEIL UNTEN ANGEKOMMEN zu sein.

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> TANDEMSPRUNG: EINFACH NUR SPASS HABEN,

der Tandempilot trägt die Verantwortung, MEGA ADRENALINKICK

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> SPRUNGAUSBILDUNG: Auch wenn während dem freien Fall noch Sprunglehrer

dabei sind die eingreifen können, fühlt es sich jetzt so an, dass ich die

VERANTWORTUNG FÜR MEIN LEBEN habe. Was für ein riesen Unterschied.


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Am nächsten Morgen wachte ich gegen 4 Uhr früh auf und MIR WAR RICHTIG ÜBEL.

Vor Übelkeit bekam ich keinen Bissen runter und fühlte mich hundeelend. SO KONNTE ICH AUF KEINEN FALL IN DEN ENGEN NACH KEROSIN STINKENDEN FLIEGER STEIGEN und weitere Sprünge absolvieren. Enttäuscht entschied ich mich, mich selbst vom Flugplan zu streichen und abzuwarten bis ich mich wieder besser fühlte.


WAS WAR DA LOs?

Zum ersten Mal erlebte ich am eigenen Körper, dass das UNTERBEWUSSTSEIN NACHTS die EREIGNISSE des letzten Tages VERARBEITET. Und da war ein Anteil in mir der mit Angst reagierte und mir mitteilen wollte „DU SPINNST JA TOTAL. LASS DAS MAL LIEBER.“


Die Übelkeit hielt mehrere Tage an. So saß ich bei sehr heißen Temperaturen im Schatten, fühlte mich total elend und die Zeit verging wie im Schneckentempo.

DAMALS KÄMPFTE ICH NOCH gegen die Übelkeit an, wollte sie weghaben, STATT SIE ANZUNEHMEN. Ich war verärgert, dass ich mich MAL WIEDER SELBST SABOTIERTE. Ich wollte unbedingt weitere Sprünge machen, denn MEIN ZIEL WAR ES ALLEINE ZU SPRINGEN und einen SALTO ZU MACHEN.

Erst nachdem ich diesen VORSATZ LOSGELASSEN hatte, und die Situation so angenommen hatte wie sie war, fühlte ich mich wieder besser. Allerdings war es dann 2 Tage so stürmisch, dass keine Sprünge möglich waren.


Endlich spielte das Wetter wieder mit und ich sagte mir „Eva, mach heute so viele Sprünge wie möglich bevor dir nachts dein Unterbewusstsein wieder dazwischenfunkt.“

Mein erster Sprunglehrer, der mir das GEFÜHL gegeben hatte NICHT GUT GENUG ZU SEIN, war mittlerweile abgereist und ich bekam eine neue Sprunglehrerin, die mich VON ANFANG AN BESTÄRKT HAT.

Wieder machte ich 3 Sprünge an einem Tag. Beim 4. Sprung hatte ich komplett die Kontrolle verloren und wurde wild hin und her gewirbelt, da ich nicht ins Hohlkreuz ging und keine Körperspannung hatte. Die ENTSCHEIDUNG den Fallschirm deutlich früher zu ziehen als üblich, um dadurch wieder Kontrolle zurückzugewinnen WAR GENAU RICHTIG, wie mir meine Sprunglehrerin nachher mitteilte. Sie gab mir das Gefühl ALLES RICHTIG GEMACHT zu haben, statt den Fokus auf den Kontrollverlust zu legen. WAS FÜR EIN SCHÖNES GEFÜHL.


DAS VIDEO VON MEINEM 4. SPRUNG: VOM WINDE VERWEHT


Beim 5. Sprung war es dann soweit, ich machte meinen ERSTEN RÜCKWÄRTSSALTO .

Beim nächsten Sprung folgte mein ERSTER VORWÄRTSSALTO. Was für ein Spaß.

IN DER LUFT PURZELBÄUME zu schlagen war doch eher etwas für mich wie diese stabile Bauchlage im Hohlkreuz.


Beim Fallschirmspringen ist der ca. 50 Sekunden andauernde FREIE FALL das Aufregendste. Obwohl man MIT 200KM/H RICHTUNG BODEN saust, spürt man gleichzeitig ein Luftpolster von unten was einen auch trägt. Kleinste Bewegungen von wenigen Zentimetern mit den Händen oder dem Kopf führen schon zu einer Drehung. Hier ist wirklich FEINGESPÜR GEFRAGT, und es war spannend spielerisch auszutesten was welche Bewegung bewirkt.


Beim Ziehen des Fallschirmes gibt es einen ORDENTLICHEN RUCK nach oben, der Fall wird ABRUPT GEBREMST und von der Waagrechten geht es in die Senkrechte. Sofort geht der Blick nach oben, um zu überprüfen ob sich der Schirm korrekt öffnet oder ob sich die Schnüre verheddert haben. Als ich bei meinem 4. Sprung den Schirm öffnete, während ich mich wild im Kreis drehte, haben sich WÄHREND DEM ÖFFNEN DIE SCHNÜRE durch die Drehbewegung VERDREHT, wie ich mit Entsetzen feststellte. Ich blieb ruhig und drehte mich zum Glück automatisch in die andere Richtung und die Schnüre waren wieder frei.

GANZ SCHÖN HOCH SALTO :o) FLIEG AUF MICH ZU


Neben dem freien Fall, und dem Gleiten am geöffneten Fallschirm gehört auch die Landung zu einem Fallschirmsprung dazu.

Bei den ersten Sprüngen bekam ich PER FUNKGERÄT GENAUE ANWEISUNGEN was zu tun war und landete dann auch ganz SANFT und ELEGANT AUF MEINEN FÜSSEN im vorgesehenen Landebereich.

Ab dem 4. Sprung sollte ich den LANDEANFLUG ALLEINE BEWERKSTELLIGEN. Einmal hatte ich mich komplett verschätzt und erreichte das Ende des Landeplatzes. Nun musste ich nochmal eine 90° Wendung hinlegen und flog nun über der Start- und Landebahn. Dann habe ich auch noch den Bremsvorgang zu früh eingeleitet und KNALLTE AUF MEINE KNIE.

Auch bei den nächsten Landungen leitete ich den Bremsvorgang meist zu früh ein, da ich mich in der Höhe verschätzte. Nun stieg ich schon mit Angst vor der Landung in den Flieger und BEFÜRCHTETE MICH ERNSTHAFT ZU VERLETZEN wenn es so weiter ginge.

Abends ging ich beschwingt nach dem für mich erfolgreichen Abend zu Bett. Morgens war mir wieder übel. Das erinnerte mich an "UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER".

Dieses Mal konnte ich dann aber schon gegen Abend weitermachen und meinen 7. Sprung absolvieren. Ich bekam einen Daumen hoch und somit war klar AM NÄCHSTEN MORGEN DURFTE ICH MEINEN ERSTEN SPRUNG ALLEINE MACHEN.

Aber wie sollte es anders sein, mir war wieder übel. BEDRÖPPELT SCHLICH ICH ZUM FLUGPLAN und STRICH MICH AUS DER LISTE. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Nachmittags war es dann soweit ich stieg in den Flieger um meinen 8. SPRUNG zu machen.

Es sollte MEIN SCHÖNSTER sein. Ich beschloss MIT EINEM SALTO AUS DEM FLIEGER zu purzeln, und dann EINFACH NUR DEN FREIEN FALL ZU GENIESSEN. Stolz wie Oskar kam ich unten an. Damit hatte ich auch MEIN ZWEITES ZIEL alleine zu springen ERREICHT. :-)

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ERKENNTNIS DES TAGES

OHNE DRUCK UND OHNE MÜSSEN IST GENIESSEN ERST MÖGLICH.


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Vor dem Einsteigen in den Flieger wurden alle Schüler nochmal kontrolliert ob die Ausrüstung richtig sitzt. Und tatsächlich hatte ich einmal VERGESSEN DEN BRUSTGURT ZU SCHLIESSEN, da ich viel zu spät dran gewesen war mich fertig zu machen.

Ich war total erschrocken als mir gesagt wurde, ohne Brustgurt rutschen einem aufgrund des Gegenwindes beim freien Fall die Schultergurte des Fallschirmrucksackes über die Arme weg und im Anschluß flutschen auch die Beine aus den Schlaufen und der Fallschirm ist damit weg. IN DIESEM MOMENT MERKTE ICH, WIE SEHR ICH AN MEINEM LEBEN HING. Zum Sterben war es noch viel zu früh.


In den nächsten Tagen machte ich noch weitere 4 Sprünge und BESTAND DIE THEORIEPRÜFUNG, für die ich zwischendurch immer mal wieder gelernt hatte.

Dann ging es wieder nach Hause.

Noch war ich fest entschlossen in einem halben Jahr wiederzukommen und die Lizenz zu erhalten. Auch wenn mich einiges nachdenklich stimmte.


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ERKENNTNISSE NACH DER REISE

Zu 10., dicht gedrängt, in dem Flugzeug zu sitzen und zu warten bis man auf 4000m

Höhe angekommen ist, hatte etwas von einer Sardinenbüchse. Der Kerosingeruch

war auch alles andere als angenehm. WOLLTE ICH WIRKLICH SO EIN HOBBY?

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Bei den erfahrenen Springern habe ich miterlebt wie sie IMMER RISKANTERE

DINGE ausprobierten. Scheinbar ließ der Adrenalinkick mit der Zeit nach.

IN DIESES FAHRWASSER WOLLTE ICH ERST GAR NICHT EINSTEIGEN.

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Um die Lizenz zu behalten muss jedes Jahr eine vorgegebene Zahl

an Sprüngen erreicht werden. Das macht aus Sicherheitsgründen

sicher Sinn ist aber auch WIEDER EINE VERPFLICHTUNG.

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Viele Flugzeuge haben nur Platz für 4 Springer. So sitzt man oft

stundenlang am Flugplatz um dann 1-2 Sprünge am Tag zu machen.

SO WOLLTE ICH MEINE FREIZEIT NICHT VERBINGEN.


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Letztendlich habe ich dann, als es soweit war, nochmal in mich reingespürt und gemerkt ich BRAUCHE DIESE LIZENZ NICHT.

MEIN ZIEL, ALLEINE ZU SPRINGEN und einen SALTO IN 4000M HÖHE zu machen, HATTE ICH ERREICHT. Und diese WERTVOLLE ERFAHRUNG, MICH MEINER ANGST ZU STELLEN, KANN MIR NIEMAND NEHMEN.


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WICHTIGSTE ERKENNTNIS

Wir machen alles im Leben WEGEN DES GEFÜHLS, WELCHES WIR DAMIT VERBINDEN. Und oft gibt es ANDERE MÖGLICHKEITEN, DIE BESSER ZU UNS PASSEN, mit denen wir dieses Gefühl ebenso erreichen können.


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In diesem Fall wollte ich mich FREI und LEBENDIG FÜHLEN.

Und mir wurde klar, dass es dafür auch ANDERE WEGE gibt.

Sicher hat auch mit reingespielt, etwas Außergewöhnliches zu machen und die Bewunderung von anderen zu spüren wenn ich davon erzählt habe. Aber AUCH DAS WAR NICHT MEHR WICHTIG. Was für eine WERTVOLLE ERKENNTNIS.


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